Monatsspruch Mai

Alles ist mir erlaubt, aber nicht alles dient zum Guten. Alles ist mir erlaubt, aber nichts soll Macht haben über mich.  
1. Korinther 6,12

Alles ist mir erlaubt – nach dieser Devise scheinen zurzeit viele Menschen zu leben.

Die persönliche Individualität ist ein hohes Gut gerade auch in unserer Gesellschaft. Jeder Mensch darf sich selbstverwirklichen und hat das Recht, so zu leben, zu sein und zu glauben, wie es ihm oder ihr entspricht.

Alles ist mir erlaubt – dieser Satz verspricht größtmögliche Freiheiten. Doch diese Freiheiten können zur Gefahr werden, wenn sie nicht – wie durch die beiden Nebensätze in unserem Monatsspruch für Mai – begrenzt werden.

Alles ist mir erlaubt, aber nicht alles dient zum Guten. Alles ist mir erlaubt, aber nichts soll Macht haben über mich. Wir werden daran erinnert, dass es nicht gut gehen kann, wenn der einzelne Mensch nur nach seinem eigenen Gutdünken handelt und entscheidet, ohne zugleich das große Ganze in den Blick zu nehmen.

Von Kindesbeinen an lernen wir, dass unsere persönliche Freiheit dort ihre Grenzen hat, wo die Freiheit eines anderen beginnt. Geschwister oder Kinder im Kindergarten hören schon früh: Tu, was du willst, aber stör die anderen nicht. Nimm dir das Spielzeug, das du willst, aber räume es hinterher wieder weg, damit die anderen es auch nutzen können. Entscheide selbst, was du tun willst, mach ruhig Fehler, probiere dich aus, aber gönn den anderen auch diese Chance.

Freiheit braucht Absprachen und den Respekt vor der Freiheit der anderen.

Das ist keine leichte Aufgabe, denn jede neue Situation fordert uns neu heraus.

Bei jeder Entscheidung, die wir treffen, geraten wir ganz automatisch an die Grenzen anderer.

Gerade auch im Blick auf die globalen Zusammenhänge wird uns das vor Augen geführt.

Paulus benennt im 1. Korintherbrief zwei Orientierungshilfen, die Frage: Was dient zum Guten? und: Nichts soll Macht über mich haben.

Jesus hat es vorgelebt. Er hat vieles getan, was Menschen damals zunächst als Grenzüberschreitung angesehen haben: Er zog mit seinen Jüngern durch die Gegend, anstatt die Nachfolge seines Vaters als Zimmermann anzutreten. Er hat andere angestiftet, alles stehen und liegen zu lassen und ihre Familien zu verlassen um ihm nachzufolgen. Er hat am Sabbat gearbeitet, Menschen geheilt und die alten Schriften neu interpretiert. Er hat sein Leben mit anderen geteilt und allen Anteil gegeben an dem, was Leben fördert und gelingen lässt. Alles, was er tat, diente zum Guten, half den Menschen und ehrte Gott.

Auch wir sind eingeladen, bei allen Freiheiten, die wir uns herausnehmen, bei allen Versuchen, uns selbst zu verwirklichen, mit allem, was wir sind und haben, mit unserem Tun und Lassen, mit unserem Können und unseren Begabungen, mit unserem Scheitern und Versagen, in Freude und Verantwortung vor unseren Mitmenschen Gott zu dienen und ihm Ehre zu erweisen.

 

Es grüßt Sie herzlich
Ihre Siglinde Gallus